Die Tradition der Feuerwehrfeste in Südlengern begann bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1931 fanden jährlich „Reesbergfeste“ statt, an die sich zum Beispiel Regina Schreiber, deren Vater Heinrich Giesselmann in den Jahren 1931 bis 1939 neben der Fleischerei Depping ein Lebensmittelgeschäft führte, noch gut erinnern konnte. Während der Reesbergfeste betrieb ihr Vater dort einen Stand mit Süßigkeiten und Getränkeausschank. Auch ihre Mutter ging am Samstagnachmittag nach Geschäftsschluss dorthin.
Nach der Währungsreform nahm die Löschgruppe der Feuerwehr die liebgewordene Tradition wieder auf. Jeweils am 1. Mai wurde auf dem Reesberg gefeiert. Die Arbeiterwohlfahrt schloss sich mit einem Fest am Himmelfahrtstag an. Der Aufwand für die Vorbereitungen reduzierte sich, indem die Zelte und Fahrgeschäfte stehen blieben und für beide Volksfeste genutzt wurden. Es waren „Bombenfeste“ schwärmte Walter Schmidt, der mit seinem Getränkehandel auch beim Festgeschehen auf dem Reesberg eine wichtige Rolle spielte. Doch vor allem bei Regenwetter bereitete es große Schwierigkeiten, die Pavillons und Fahrgeschäfte an Ort und Stelle zu bringen. Wenn die Zugmaschinen den Anstieg bei Stellbrink („... immer sachte, püttkepüttke, über den Hückel“) nicht schafften, mussten Seilwinden eingesetzt, manchmal sogar der Umweg über Eilshausen gewählt werden. Fritz und Karl Honermeier sowie Helmut Krömker gehörten zur Thekenmannschaft, die bei einem Fest immerhin um die 40 Hektoliter Bier zapfen mussten. Anfangs gab es noch das sogenannte „Fliegerbier“, berichtete Walter Schmidt, ein „bierähnliches Zeugs“, zu dem Molkereien die Grundsubstanzen lieferten. Es schmeckte nicht besonders, wurde aber in Ermangelung besserer Alternativen getrunken.
Beim Feuerwehrfest am 1. Mai 1959 kam es zu einem „Luftkampf“ über dem Reesberg, als Fluglehrer Heinrich Rosenberg das Feuerwehrfest mit einer Kunstflugvorführung bereicherte. Ein Storch, der einen Pulk von Jungtieren führte, hatte die Cessna 182 im Sturzflug angegriffen. Die 5 Millimeter starke Plexiglasscheibe der Kanzel wurde durchschlagen, Verkabelungen und Armaturen beschädigt. Der Angriff hätte die Maschine zum Absturz bringen können, doch Rosenberg behielt sie unter Kontrolle und drehte nach Vennebeck ab, wo er nach geglückter Notlandung mit weichen Knien aus der Cessna kletterte.
Reesbergfeste waren „der Renner“, schon zum Frühschoppen kamen Mengen von Besuchern aus Südlengern und den umliegenden Orten. Man zählte auf dem Reesberg schon bis zu 10.000 Besucher, so mancher Liter Bier „floss da durch“. Viele blieben bis in die tiefe Nacht hinein. Auch in den Büschen war „schwer was los“, erinnerte sich „Kalla“ (Karl) Holtkamp schmunzelnd. Er spielte damals Zugposaune in der Feuerwehrkapelle, die das musikalische Geschehen im Festzelt bestimmte – damals der eindeutig große Zuschauermagnet. „Der ganze Berg war in Aufruhr“, berichtete er. Das Wild wurde aufgeschreckt, vieles in der Natur zerstört. Das war auch der Grund, dass die Gutsbesitzer in Steinlacke und Oberbehme intervenierten und – sicher zu Recht – erreichten, dass die Feste auf dem Reesberg eingestellt wurden. Das war etwa um 1960. Aber mit den Feuerwehrfesten ging es natürlich weiter! Zunächst gegenüber der Gaststätte Buddenberg. Das lag nahe, weil Buddenberg ja auch Stammlokal der Südlengerner Feuerwehr war. Später feierte man am Finkenbuschweg gegenüber der Insel und seit 1980 auf dem Schulhof der Grundschule Südlengern. Bis heute hat sich dieser Ort mit seinem alten Baumbestand und der gemütlichen Atmosphäre als idealer Festplatz erwiesen.
Eine grundlegende Veränderung erlebte das Fest 2017. Seit dem heißt es „vorneweg der Holskenball“. Alle Freunde einer der wohl beliebtesten und größten Partys im Bünder Land mussten sich umorientieren. Jetzt war der traditionelle Holskenball nicht mehr Abschluss und Höhepunkt des Feuerwehrfestes in Südlengern, sondern am Freitag Auftakt der Veranstaltung. Dies war das Ergebnis intensiver Beratungen aller Mitglieder des Fördervereins der Löschgruppe. Die Verantwortlichen haben sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht und deshalb bewusst alle Mitglieder mit einbezogen. Mit breiter Mehrheit wurde beschlossen, den traditionellen Holskenball auf Freitag zu verlegen. Denn aus wirtschaftlichen Gründen war der Festmontag auf Dauer nicht mehr zukunftsfähig. Das neue Konzept, das gemeinsam von aktiven und fördernden Mitgliedern erarbeitet wurde, sieht neben dem neuen Termin am Freitag unter anderem auch vor, dass die Tische im Festzelt reserviert werden können. Großen Wert legt die Löschgruppe Südlengern nach wie vor neben den traditionellen Holsken auch auf eine zünftige Bekleidung zum Holskenball. Nach dem Motto „Alles kann – nichts muss“ sind auch heute noch der Kreativität keine Grenzen gesetzt.